WV 2025-008-01

Nebelfigur
Edelstahl
210 x 68 x 27 cm

1/1 + 1 AP

 

Jorinde Voigt. 2025

 

Die Nebelfigur entstand aus zwei handgezeichneten Linien. In diesen Linien liegt die Erfahrung der letzten vier Jahre: das Gefühl wie knietief im Nebel zu stehen – alles klar zu sehen, aber nicht zu wissen, was am Grund passiert. Der Nebel ist auch ein Ort, aus dem Neues entsteht: etwas nicht Einsehbares, neu Formuliertes. Eine Art Ursuppe.

 

Der Bereich vom Boden bis etwa Hüfthöhe ist mattiert und diffundiert nach oben hin zur vollflächigen Spiegeloberfläche.

 

Steht die Figur im Wasser und wird idealerweise von unten beleuchtet – beziehungsweise ist das Wasserbecken farbig gestrichen und gibt dadurch farbige Reflexionen ab –, entsteht im inneren Bereich der Figur eine Art Leuchten. Besonders bei Dunkelheit ergibt sich daraus ein intensiver, innerlicher Eindruck.

 

Der Durchmesser der Rohre orientiert sich an Körperproportionen, sodass der Verlauf der Skulptur instinktiv körperlich erfasst und relativ bemessen wird. Auch die beiden Bögen stehen zueinander in Beziehung: Der erste macht auf Kopfhöhe eine Schlaufe – wie ein Blick zurück oder hinter sich. Der zweite Bogen bezieht sich seitlich auf den ersten, wirkt zugleich schutzsuchend und stabilisierend. Insgesamt erzählen die Linien von beständiger Neuorientierung in einem Moment innerer, glühender Ruhe.

 

Die Skulptur ist so konzipiert, dass sie bekletterbar und begehbar ist – im Sinne von Hindurchgehen, Danebenstehen, Nachbarschaft einnehmen und im Team sein, im Spiel sein. Sie ist der begehbare Wanderer im Nebelmeer und lädt dazu ein, ins Bild hineinzutreten und sich in die Situation hineinzuversetzen.

 

Die Linie spricht die Sprache des Körpers und umfasst die sozialen Räume, die wir beständig durch unsere Bewegungen kommunizieren. Wir lesen dies auf unbewusster Ebene – als soziale Kommunikation.

 

Im Sinne von Hermann Schmitz‘ Begriff der Situation ist die Skulptur eine Untersuchung von Realität, die sich nur als Situation erfassen lässt. Die Begehbarkeit der Skulptur verdeutlicht die Idee, Realität als erlebbare Situation zu verstehen. Die Skulptur lädt dazu ein, sich selbst in der Situation zu verstehen – ein körperliches Verstehen im Raum.

 

Die Skulptur verhält sich sprachlich eindringlich und direkt. Das poetisch Erscheinende ist tatsächlich eine konkrete Ansprache auf sozialer Ebene.

 

Die Skulptur besteht aus einer Kombination von Edelstahlrohr und in den komplexen Schlaufen massiv gefertigten Bestandteilen, die unsichtbar miteinander verschweißt sind. Sie eignen sich zur Aufstellung im Außenbereich – idealerweise auf einer Wasserfläche. Im Innenbereich ist sie mobil beweglich und über eine Metallplatte verankert.