22.MÄRZ.– 21.JULI 2024
Blickwechsel: Jorinde Voigt und die Allegorie der Musik
Schenkung Sammlung Hoffmann
Kupferstich-Kabinett, Studiensaal, Residenzschloss Dresden
Musik und Bildender Kunst wohnt die Kraft inne, den Gefühlen menschlicher Erfahrung Ausdruck zu verleihen und sie mitzuteilen. Doch die Zeichnung von Voigt ist auf den ersten Blick schwer zu entschlüsseln: Abstrakte Beziehungen zwischen ganz unterschiedlichen Komponenten fügen sich zu einer Art Diagramm zusammen, das ebenso monumental wie fragil wirkt. Jorinde Voigt ist in klassischer Musik ausgebildet und lässt dynamische Impulse, Takte von Popsongs, zwei Küssende, Detonationen, einen Temperaturverlauf und einen Zeitstrahl zu einer rätselhaften Partitur werden. Dabei widmet sie sich nicht nur akustischen Signalen, sondern stellt einen ganzen akustischen Wahrnehmungsraum im zweidimensionalen Bildmedium dar. Das Diagramm konstruiert dabei eine ganz eigene Realität. Würde man beispielsweise versuchen, die Notationen der Popsongs abzuspielen, bekäme man ein Rauschen zu hören – der praktische Nutzen als musikalische Partitur ist also begrenzt. Vielmehr geht es um die Wahrnehmung per se: Wie kann Musik auch ohne Notenschrift einen grafischen Ausdruck finden? Wie können Geräusche visuell erfahrbar werden? Wie lassen sich akustische und visuelle Erfahrungen verschmelzen? Die Schenkung Sammlung Hoffmann lässt zeitgenössische Werke mit den Objekten der unterschiedlichen Museen der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden in einen Dialog treten, um für die heutigen wie die historischen Exponate neue Betrachtungsweisen und Bedeutungsebenen zu öffnen. Auch bei Carl Gustav Carus blickt man auf eine geheimnisvolle Szene: Ruhig und solitär steht eine Harfe in einer mediterranen Landschaft, nichts deutet auf ein baldiges Konzert hin. Es wird deutlich: Diese Harfe soll nicht gespielt werden, sie ist ein rein symbolisches Element. Beiden Werken ist der Versuch einer Visualisierung von akustischen Phänomenen gemeinsam.